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Smarte Haushaltsgeräte: Wenn die Waschmaschine kommuniziert

22.3.2013 von Markus Wölfel

Die sogenannte weiße Ware wird immer intelligenter und soll nun auch mit der Hauselektronik korrespondieren. Die Wege es umzusetzen sind so vielfältig wie die angepriesenen Funktionen. Ein Überblick über aktuelle Entwicklungen.

ca. 5:40 Min
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miele, smart grid, knx, strom, geräte
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Die "intelligente weiße Ware" ist schon seit Jahren in aller Munde. Sie soll vieles können, das Leben erleichtern, Energie sowie Ressourcen sparen und überhaupt viel schlauer sein.

Der Grund dafür: Was ihre nativen Fähigkeiten, etwa Kühlen, Waschen oder Backen, angeht, so sind die Geräte schon beinahe fertig entwickelt - es sei denn, ein Technologiesprung sorgt für neuen Schwung.

Ein Kühlschrank mit "A+++"-Logo beispielsweise spart dank effizienter Dämmung und Kompressoren schon über 30 Prozent der Energie eines wenige Jahre alten Gerätes ein. Eine moderne Spülmaschine reinigt schon mit sieben Litern Wasser eine komplette Ladung. Günstiger geht es kaum.

Allein deshalb müssen neue Wege gefunden werden, um die Effektivität zu steigern. Dass dabei auch der Komfort nicht zu kurz kommt, ist eine angenehme und nützliche Zugabe.

Im Fachmarkt beherrscht die Mehrheit der angebotenen Geräte jedoch noch nicht die neuen kommunikativen Fähigkeiten. Das liegt zum einen daran, dass vorwiegend die Topklasse damit ausgestattet wird, und zum anderen daran, dass bei einigen Herstellern noch im Labor daran getüftelt wird. CONNECTED HOME zieht Bilanz.

Schlau oder nicht schlau?

In nahezu jedem Hausgerät sind inzwischen Mikroprozessoren eingebaut. Diese bringen an sich genug Rechenpower mit, sodass man sie schon jetzt als intelligent bezeichnen kann. Diese Insellösungen gehen aber nicht weit genug.


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Selbst im Display des Backrohrs kann der Koch den Status der Waschmaschine abrufen. Ist gerade der Strom billig und genug warmes Wasser im Pufferspeicher, startet auch die Spülmaschine.
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Intelligent werden sie erst, wenn sie zu einem Netzwerk verschaltet werden. Beim Zentral-Computer laufen dann alle Fäden zusammen. Die Geräte agieren für sich, können aber ihren Status ans System weitergeben und Befehle empfangen.

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Die Infrastruktur kann in einem modernen Haus ein sogenanntes KNX-System bereitstellen. Alternativ klappt es meist aber auch mit einer klassischen Verkabelung. Einzige Voraussetzung: Es muss eine stabile Daten-Infrastruktur vorhanden sein oder eingerichtet werden. Sie kann über Stromkabel selbst (Powerline) oder per Funk auch in Altbauten nachgerüstet werden.

Smart Grid - das intelligente Stromnetz

Eine Variante, die vor allem dazu dient, Geld zu sparen, firmiert unter dem Schlagwort "Smart Grid". Gemeint ist das intelligente Stromnetz. Stellt beispielsweise der Energieversorger in der Nacht günstigen Strom zur Verfügung, registrieren es die Verbraucher automatisch und nutzen den günstigeren Tarif aus. Eine Waschmaschine würde erst starten, wenn der Strom günstig ist.

Selbst Geräte, die ohnehin 24 Stunden am Tag laufen, profitieren vom intelligenten Stromnetz. Kommt etwa das Signal für den günstigen Tarif, beginnt der Gefrierschrank, die Temperatur von minus 18 Grad Celsius um weitere 14 Grad abzusenken. Bezieht er wieder teureren Strom, bleibt der Kompressor der Kühlung so lange ausgeschaltet, bis das Gerät sich wieder auf die üblichen 18 Grad Minus aufgewärmt hat.

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Connectivity nennt Miele die Zusammenarbeit von Herd und Essen. Per Powerline-Netzwerk steuert der Herd die Abzugshaube je nach Bedarf automatisch mit.
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Bei dieser Art der Nutzung können die Strom-Unternehmen Spitzlasten abfangen und folglich den Kunden belohnen, der zu Zeiten Energie bezieht, wenn der Bedarf geringer ist. Zudem wird immer mehr Strom durch Photovoltaik-Anlagen oder Blockheizkraftwerke dezentral erzeugt.

Um deren Auslastung zu optimieren, können vernetzte Verbraucher dabei helfen, energiehungrige Anwendungen im Netz auszubalancieren. Wer Smart Grid nutzen möchte, braucht allerdings einen intelligenten Stromzähler sowie einen Energieversorger, der attraktive Angebote macht.

In Deutschland gibt es bislang hauptsächlich Pilotprojekte. Immerhin ist die Technik bei einigen Herstellern bereits eingebaut. Interessant wird die Technik dann, wenn sich künftig das Potenzial zwischen maximalem und minimalem Stromtarif weiter erhöht.

Smarte Kontrolle

Alle Produkte von Miele, die ein "SG ready"-Logo tragen, sind schon in der Lage, Smart Grid zu nutzen. Der Clou: Die "SG ready"-Geräte arbeiten perfekt mit der eigenen Photovoltaik-Anlage zusammen. So kann der Solarnutzer den Eigenanteil des erzeugten Stroms direkt verwerten. Der dazu notwendige Energie-Manager kommt vom Wechselrichter-Spezialisten SMA Solar Technology, mit dem Miele kooperiert.

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Das Automationssystem Miele@home InfoControl XIC 2000 vernetzt Hausgeräte aus eigenem Hause über die vorhandenen Stromleitungen miteinander. Das Mobilteil meldet auf Wunsch den Status der eingebuchten Haushaltsgeräte.
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Miele bietet Waschmaschinen mit zwei Wasseranschlüssen an: kalt und warm. Dadurch sind sie in der Lage, je nach Programm ihr Waschwasser selbst zu mixen. So wird auch die thermische Solaranlage perfekt ins Energiesparkonzept integriert, da sie kostenloses Warmwasser bereitstellt. Die Waschmaschine muss folglich ihr Brauchwasser nicht (bei 30 oder 60 Grad Celsius) oder mit weniger Strom (bei 90 Grad Celsius) aufheizen.

Kaufberatung: Automatische Haussteuerung

Auf der IFA in Berlin stellt Miele zudem den neuen Solartrockner vor, der ebenfalls die Energie der thermischen Solaranlage nutzt, um Wäsche zu trocknen. Er soll schon 2013 auf den Markt kommen.

Miele arbeitet zudem mit KNX-Profis von Gira und Busch-Jaeger zusammen. Sie integrieren die Haushaltsgeräte in ein Bussystem. Miele-Komponenten werden dann Teil der jeweiligen Oberfläche, lassen sich fernsteuern und ihr Status lässt sich abfragen.

Die Nachrüst-Variante heißt bei Miele InfoControl Plus. Das System unter dem Namen Miele@home bietet den gleichen Komfort wie eine Buslösung. Der Miele@ home-Gateway stellt als Bindeglied eine Verbindung zwischen dem vorhandenen Router und den Haushaltsgeräten her.

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Siemens stellt auf der IFA 2012 Beispiele für Systemintelligenz vor. Im "House of Innovations" sollen die Zukunftsvisionen des vernetzten Haushalts und aktuelle Produkte gezeigt werden.
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Den Zugriff zum Netzwerk erhalten die Miele-Geräte über ein nachträglich eingebautes Powerline-Modul. Das Gateway bildet die Zentrale, die beispielsweise meldet, wenn es im Kühlschrank zu warm wird, die Waschmaschine eine Störung signalisiert oder der Braten im Ofen gewendet werden muss.

Auch der Status des laufenden Waschgangs wird übermittelt. Alle Hausgeräte lassen sich auch zentral ausschalten - Kühl- und Gefriergeräte mal ausgenommen. Aus Sicherheitsgründen können übrigens aus der Ferne keine Herdplatten eingeschaltet werden.

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Durch den nachgeschalteten Router sind diese Funktionen im WLAN auch von einem tauglichen Smartphone oder Tablet-PC abrufbar, dann aber über eine Miele-eigene App. Konfiguriert der Anwender seinen Router so, dass er Anfragen aus dem Internet an dieses Gateway weiterleitet, geht das von jedem Ort der Welt aus.

Der koreanische Konzern LG Electronics hat ebenfalls intelligente Funktionen im Programm, die jedoch momentan nur teilweise in Deutschland verkauft werden. Dessen Geräte verfügen über Vernetzungsfunktionen und das Home Energy Management System (HeMS).

Als Basis dient die Smart ThinQ-Technologie. Smart-Grid-Funktionen sind auch Bestandteil dieses Systems. Kunden können außerdem Kühlschränke und Waschmaschinen per Smartphone oder Smart TV überwachen.

Gerade die Kühlgeräte haben noch mehr zu bieten: Mithilfe eines Lebensmittel-Management-Systems speichert der Kühlschrank die Eckdaten der ihm anvertrauten Lebensmittel. So zeigt er im Display oder auf dem Smartphone an, welche Lebensmittel im Kühlschrank gelagert sind, wo sie sich befinden und wann ihr Haltbarkeitsdatum abläuft.

Die erforderlichen Daten lassen sich über ein Spracherkennungssystem übermitteln, über Symbole am Display eintippen oder durch Scannen des Kassenzettels mit dem Smartphone mitteilen. Über das Kühlschrank-Display soll sogar ein Einkauf - "Smart Shopping" genannt - möglich sein.

Die Health Manager-Funktion gibt Tipps zum Speiseplan und liefert die Rezeptvorschläge gleich mit. Die Kommunikation der einzelnen Komponenten von LG erfolgt über ein vorhandenes drahtloses Netzwerk.

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Wein-, Gefrier-, und Kühlgeräte sowie Kühl-Gefrierkombinationen aus dem Hause Liebherr verständigen sich zwar auch, allerdings nur untereinander. Über das HomeDialogSystem tauschen sie Temperatur-Einstellung, den Froster-Status und Alarmsignale aus. So wird ein Alarm des Gefriergerätes im Keller auch auf dem Display des Kühlschranks in der Küche angezeigt.

Unterm Strich zeigen alle Hersteller spannende Entwicklungen, wenngleich nicht alle davon am Markt Bestand haben werden. Funktionen, die Energie-Effizienz und Sicherheit im Haushalt steigern, werden aber wohl Karriere machen. Und das wäre dann mal richtig intelligent.

Die Energiewende

Unter dem Schlagwort "Smart Grid" können Hausgeräte in Zukunft aktiv Strom sparen. Ist beispielsweise genug regenerative und damit günstige Energie verfügbar, läuft die Waschmaschine an. Möglich macht dies ein intelligenter Stromzähler.

Tipps für den Kauf von Haushaltsgeräten

Steht der Kauf eines Kühlschranks oder einer Waschmaschine an, ist guter Rat oft teuer. Auf der  Website hausgeraete-plus.de erhält der Kunde kompetente Beratung.

In einer aktuellen Marktübersicht soll er aus über 2.000 Geräten auswählen können. Wer es noch genauer wissen möchte, kann sein Wissen auf hea.de erweitern.

Die Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung e.V. bietet vielfältige Fachinformationen. So erfährt der Leser unter anderem, welche Standardmaße Hausgeräte haben oder was die Energieverbrauchskennzeichnung aussagt.

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