Netzwerkspeicher

Nie wieder Datenchaos dank NAS-Geräten

14.11.2013 von Michael Seemann

Wo sind die Korsika-Fotos: auf dem Rechner, auf der externen Festplatte oder doch auf dem Tablet? Ein Netzwerkspeicher bringt Ordnung ins Datenwirrwarr und liefert Fotos, Filme und Musik an Smart TV, Webradio oder Media Player - auch aus der Ferne. Wir haben vier aktuelle Geräte getestet.

ca. 6:45 Min
Testbericht
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NAS-Geräte im Test
NAS-Geräte im Test
© Hersteller

Wer schon einmal in den Genuss eines Netzwerkspeichers oder (Network Attached Storage, kurz: NAS) gekommen ist, wird ihn nie mehr missen wollen. Die zentrale Speicherlösung bietet entscheidende Vorteile gegenüber herkömmlichen externen Datenträgern oder dem internen Laufwerk eines Rechners. Egal, ob man gerade am Notebook auf der Terrasse arbeitet, vor dem Desktop im Arbeitszimmer sitzt oder vom Tablet auf der Wohnzimmer-Couch ein Dokument öffnen möchte:

Auf einem NAS sind alle Dateien wie Dokumente, Fotos, Musik oder Filme immer erreichbar - für jedes Gerät im Heimnetz. Ein weiterer Vorteil: Moderne Netzwerkspeicher übertragen Multimedia-Inhalte per Streaming direkt an verbundene Abspielgeräte - ohne einen Rechner als Mittelsmann. So genießt man seine auf dem NAS gespeicherte Fotosammlung oder Filme in HD-Auflösung einfach und direkt auf dem Smart TV. Und das Webradio spielt ebenso wie der moderne AV-Receiver die zentral abgelegten Musikdateien überall in Haus oder Wohnung ab.

Dies ermöglicht ein Medienserver auf dem NAS, der das Streaming-Protokoll UPnP AV unterstützt. Der Standard Universal Plug and Play erlaubt die automatische Vernetzung der Geräte miteinander. Alle Medienserver der von uns getesteten Netzwerkspeicher beherrschen UPnP AV. Darüber hinaus sind sie mit dem DLNA-Zertifikat versehen. Es soll eine möglichst umfassende Kompatibilität mit ebenfalls DLNA-zertifizierten Abspielgeräten anderer Hersteller garantieren.

Ein weiterer großer Vorteil von NAS-Geräten im Heimnetz ist die Möglichkeit, gespeicherten Daten auch von außerhalb erreichen zu können. Die manuelle Einrichtung eines solchen Fernzugriffs ist für Anwender, die noch keine Netzwerkprofis sind, oft sehr umständlich. Deswegen sollten Hersteller ihren Kunden den Fernzugang zumindest bei NAS-Geräten für den Privatgebrauch ohne komplizierte Router-Einstellungen ermöglichen.

In der Galerie sehen Sie eine Kurzbeschreibung der von uns getesteten NAS-Geräte inklusive Testurteil.


Bildergalerie

QNAP TurboNAS 220

Datenchaos vermeiden

Netzwerkspeicher im Test

Wo sind die Urlaubsfotos? Ein Netzwerkspeicher bringt Ordnung ins Datenchaos und liefert Fotos, Filme und Musik an Smart TV, Webradio oder Media…

Sicherheit durch Spiegelung

Alle NAS-Geräte in unserem Test sind mit je zwei Laufwerkseinschüben (2-Bay-NAS) ausgestattet, die sich mit zwei 3,5-Zoll-Festplatten auf maximal 8 TByte Speicherkapazität (2 x 4 TByte) bestücken lassen.

Für unseren Test haben wir die NAS-Geräte mit je zwei internen 3,5-Zoll-Festplatten der Marke Seagate Barracuda 2000 ausgestattet und alle Daten 1:1 gespiegelt. Dadurch wird zwar die insgesamt verfügbare Speicherkapazität des NAS halbiert, dafür erhöht sich die Datensicherheit erheblich. Sollte eine der beiden Festplatten komplett ausfallen, so bleiben die Inhalte vollständig auf dem noch funktionierenden zweiten Datenträger erhalten. Das macht diese Art der Datensicherung zu einem absoluten Muss bei Netzwerkspeichern: Denn Hardware-Schäden an Festplatten treten oft plötzlich und ohne Vorwarnung auf.

Dreifach hält am besten

Doch Vorsicht: Nur durch Spiegelung sind Ihre Daten noch lange nicht vor allen Gefahren gefeit. Denn bei Blitz-, Hochwasser- und Brandschäden oder bei Diebstahl bringt sie gar nichts. Deshalb bieten alle vier NAS-Geräte in unserem Test zusätzlich die Möglichkeit, Verzeichnisse oder komplette Laufwerke über das Netz auf ein zweites NAS-System zu sichern.

Löblich: Drei der Testgeräte können auch auf Netzwerkspeicher anderer Hersteller zugreifen. Nur das NAS von Buffalo verlangt hierzu ein zweites Buffalo-Gerät. Außerdem erlauben es QNAP, Synology und Netgear, Daten auch in der Cloud zu sichern.

Alle Testgeräte sind im Handel mit bereits vorinstallierten Festplatten in verschiedenen Kapazitäten erhältlich, können aber - mit Ausnahme des LS420 von Buffalo - auch als Leergehäuse erworben werden. Die Laufwerke von Netgear, QNAP und Synology lassen sich alternativ auch mit beliebigen aktuellen 2,5-Zoll-Festplatten ausrüsten.

Schnell eingerichtet

Die grundlegende Einrichtung aller NAS-Laufwerke gelang uns problemlos. Buffalo, QNAP und Synology bieten entsprechende Setup-Tools mit einer NAS-Suchfunktion an, während Netgear diese Aufgabe über ein Browser-Plugin löst. Bis auf Netgear hatten alle Hersteller zum Test ein deutschsprachiges PDF-Handbuch verfügbar. Mit einer ausführlichen, deutschsprachigen Online-Hilfe in der Web-Oberfläche glänzte hingegennur Synology.

Sollen mehrere Anwender auf das NAS im Heimnetzwerk zugreifen können, empfiehlt es sich, Ordnerfreigaben einzurichten und Benutzer samt Rechtevergabe anzulegen. Besonders übersichtlich setzt dies Netgear auf seinem ReadyNAS-Gerät um. Umständlicher dagegen Synology: Wer eine ungeschützte (anonyme) Freigabe im DS213 einrichten möchte, muss bei diesem NAS zunächst den voreingestellten Nutzer "guest" aktivieren und diesem dann Schreibrechte in der entsprechenden Ordnerfreigabe zuweisen.

Einen Einblick in die unterschiedlichen Programme zur Steuerung der NAS-Geräte erhalten Sie in der Galerie

Bildergalerie

NAS, ReadyCLOUD, Netgear

Netzwerkspeicher

Einstellungen und Freigaben für Heimnetz-NAS-Geräte

Die wichtigsten Einstellungen der getesteten Heimnetz-NAS-Festplatten im Überblick.

Fotos, Filme und Musik ordnen

Bei einer Freigabe über UPnP AV oder DLNA werden die Multimedia-Dateien vom integrierten Medienserver extra für das Streamen aufbereitet. Vorbildlich: Auf allen Probanden im Test ist zu diesem Zweck bereits der Twonky-Mediaserver vorinstalliert. Mit dem beliebten kommerziellen Tool lassen sich Bild-, Musik- und Videodateienbeliebig ordnen. Insbesondere Smart-TV-Benutzer wird dies freuen. Denn so können Sie Ihre Filme direkt auf den Fernseher streamen.

Das Streaming von Bild- und Musikdateien beherrschen die Medienserver auf aktuellen NAS-Geräten ebenfalls sehr gut. Allen unseren Testgeräten gelang es, gebräuchliche Foto- oder Audioformate an entsprechende DLNA-Abspieler im Heimnetz zu streamen.

Sofern der vorinstallierte Medienserver im NAS ein Dateiformat nicht unterstützt, lässt sich auf fast allen Geräten ein zusätzlicher Medienserver mit wenigen Klicks nachinstallieren. Lediglich Buffalo hat hier noch Nachholbedarf.

Sollten Probleme bei der Wiedergabe über UPnP AV auftreten, empfehlen wir den direkten Zugriff auf die Ordnerfreigaben des NAS. Die meisten Abspielgeräte im Heimnetz können nämlich - ebenso wie ein Windows-Rechner - auf die Ordnerfreigaben des NAS zugreifen und die Mediadateien über das Netzwerk-Protokoll SMB/NetBIOS abspielen.

Alle NAS-Geräte sind zudem mit USB- oder eSATA-Ports für externe Datenspeicher ausgestattet. Bei Bedarf lassen sich so Musik, Filme und Bilder rasch per Freigabe ins Netzwerk streamen. Dabei fällt allerdings Buffalo negativ auf. Ihr NAS verfügt über nur einen einzigen USB-2.0-Port - direkt neben dem LAN-Port. Damit beträgt die Übertragungsrate nur bis zu 480 MBit/s. Außerdem unterstützt es ausgerechnet das gebräuchliche Dateisystem NTFS nicht. Dieses erlaubt eine Übertragung von Dateien, die größer sind als 4 GByte, wie etwa DVD-Kopien.

Streaming von unterwegs

Beim Thema Fernzugriff hat das NAS von Netgear die Nase vorn. Hat man sich einmal beim Dienst ReadyCloud registriert, ist der Fernzugriff auf einzelne Freigaben im NAS oder auf die komplette Bedienoberfläche samt Einstellungen (Fernkonfiguration) möglich.

Auch der Fernzugang über die mobile App ReadyNAS Remote klappte einwandfrei. Einziges Manko: Es war eine einmalige Anmeldung im ReadyNAS Remote-Bereichdes NAS erforderlich.

Auch bei Synology lässt sich über den Dienst Quick Connect ein einfacher Fernzugang installieren. Dieser funktioniert dann auch mit einer App auf Tablet oder Smartphone. Bei QNAP befindet sich der Schnellzugang noch in der Betaphase. Bei unserem Test konnten wir diesen über eine Remote-Verbindung leider nicht zum Laufen bringen. Wer dennoch einen Fernzugriff einrichten möchte, muss die erforderliche Port-Weiterleitung entweder selbst im Router anlegen - oder er schaltet den Router für die Konfiguration per UPnP aus dem Heimnetz frei. Dabei ist jedoch Vorsicht geboten: Da jeder Client im Heimnetz dann die Möglichkeit hat, beliebige Einstellungen in der Firewall des Routers vorzunehmen, ist diese Lösung nicht besonders sicher. Auch bei der Einrichtung von Buffalos Fernzugriff namens WebAccess hat der Anwender nur die Wahl zwischen der Freischaltung seines Routers per UPnP und der manuellen Einrichtung der Portweiterleitung.

Stets am Strom

Ähnlich wie ein Router ist auch ein NAS beinahe rund um die Uhr "im Dienst". Deshalb sollte man den Energieverbrauch eines Netzwerkspeichers im Auge behalten. Erfreulich: Bei Synology und QNAP schalten die Festplatten in einen Strom sparenden Sleep-Modus, nachdem eine einstellbare Zeitspanne verstrichen ist. Dabei wird der Stromverbrauch des NAS auf ein Drittel oder gar ein Viertel des normalen Betriebsverbrauchs reduziert. Schade nur, dass sich der Lüfter des QNAP TS-220 selbst in dieser Ruhephase immer noch weiterdreht.

Buffalo und Netgear verzichten leider komplett auf einen Sleep-Modus. So sind die internen Festplatten bei eingeschaltetem Gerät konstant in Betrieb. Immerhin hat das Netgear-NAS - ebenso wie das von QNAP und Synology - einen Zeitplaner an Bord, über den sich der Netzwerkspeicher für eine bestimmte Zeit automatisch ausschaltet. Danach fährt das NAS selbstständig wieder hoch.

Auch Buffalo hatte in den Vorgängermodellen des von uns getesteten Geräts noch einen solchen Zeitplaner integriert. Leider fehlt er beim aktuellen Modell. Auch eine Wake-on-LAN-Funktion (WoL) vermissen wir bei Buffalo. Mit dem praktischen Tool lässt sich ein ausgeschaltetes NAS via Netzwerk aus seinem Schlafzustand quasi aufwecken und wieder in den betriebsbereiten Zustand hochfahren. Bei Synology, QNAP und Netgear lässt sich die WoL-Funktion bei Bedarf aktivieren. Anders als bei den anderen Geräten haben wir in der Web-Oberfläche des Buffalo-NAS auch keine Einstellung gefunden, mit der es sich über das Netzwerk herunterfahren lässt. Somit erhält Buffalo als einziger Hersteller keine Punkte fürs Stromsparen.

Fazit

Was die Funktionenvielfalt anbelangt, liegen Synology und QNAP klar an der Spitze. Allerdings leidet die Übersichtlichkeit der Benutzeroberfläche darunter - trotz hübsch gestalteter Bediensymbole und einer individuell konfigurierbaren Web-Oberfläche. Dafür bieten beide Hersteller eine ausführliche Online-Hilfe, die bei QNAPs aktueller Firmware-Version jedoch noch nicht eingedeutscht war.

Die Bedienoberfläche des Netgear-NAS besitzt weniger Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten, wirkt dafür aber übersichtlicher und aufgeräumter. Wer auf den Energiesparmodus der Festplatten verzichten kann und einen komfortabel einzurichtenden Fernzugang schätzt, sollte sich Netgears Datenspeicher näher ansehen.

Wem Funktionenvielfalt und Energiesparbetrieb wichtig ist, der findet sein Glück bei QNAP oder Synology, wobei im Synology-NAS mit Quick Connect ein ebenfalls leicht einzurichtender Fernzugang bereitsteht.

Unabhängig davon, für welches Gerät man sich letzlich entscheidet, eines ist sicher: Der bequeme Zugriff auf Bild-, Video- und Audiodaten, egal ob daheim oder unterwegs, macht einen Netzwerkspeicher auf jeden Fall zur lohnenden Anschaffung.

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