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Was verbrauchen Zwischenstecker?

2.10.2013 von Redaktion pcmagazin

Keine Frage: Ständiger Standby-Betrieb ist vermeidbare Stromverschwendung. Eine bequeme Lösung bieten intelligente Zwischenstecker. Doch auch diese verbrauchen Strom. Mehr als sie einsparen? Wir haben den Energieverbrauch der Stromsparer untersucht.

ca. 3:15 Min
Testbericht
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Dass einige Geräte im Haushalt ständig Energie verbrauchen, ist kaum zu vermeiden. So ist etwa ein DSL-Router immer im Einsatz. Gleichzeitig gibt es jedoch auch zahlreiche Stromverbraucher, die über eine lange Zeit unnötig am Netz hängen. Muss etwa das Display des Elektroherds mitten in der Nacht leuchten? Oder der Akku des Laptops am Strom hängen, obwohl er nicht benutzt wird?

Die herkömmliche und weit verbreitete Lösung, den Standby-Betrieb von Geräten im Haushalt zu kontrollieren, stellen Stromverteilerdosen mit Ein-/Aus-Schalter dar. Doch diese haben einen entscheidenden Nachteil: Vergisst man, den Schalter zu betätigen, hängt das Gerät weiter am Netz.


Über die Hälfte des eingesparten Stroms verbraucht der Stecker

Abhilfe versprechen intelligente Schuko-Zwischenstecker. Sie werten den Reststromverbrauch des Geräts aus und schalten es aus, wenn es nicht gebraucht wird, oder sie funktionieren über eine Zeitschaltung. Mittels intelligenter Vernetzung können sie sogar an die aktuelle Nutzungssituation des Hauses angepasst werden. So kann zum Beispiel ein Bewegungsmelder erkennen, ob sich überhaupt Personen im Haus befinden, bevor der Standby-Betrieb aktiviert wird.

Intelligenz braucht Energie

Doch das Ganze hat einen entscheidenden Haken: Die Zwischenstecker verbrauchen selbst auch Strom. Dabei ist die Funkelektronik noch der kleinste Posten, da diese bereits sehr energieeffizient arbeiten.

Anders sieht es beim internen Netzteil aus. Dieses generiert die Schaltspannung für das Relais sowie die Niederspannung für den Betrieb der Elektronik direkt aus der 230-Volt-Netzspannung und zieht dabei den überwiegenden Strom.

Wir haben den Verbrauch dieser Netzteile anhand von elf Produkten verschiedener Hersteller sowie der in Deutschland gebräuchlichen Funktechnologien FS20, HomeMatic, RWE, EnOcean und Z-Wave getestet. Da FS20, RWE und HomeMatic proprietäre Lösungen sind, gibt es dafür nur jeweils ein Produkt. Für Z-Wave als offenes Funkprotokoll stellten sich dagegen mehrere Produkte verschiedener Hersteller (etwa Everspring, Goodway und Greenwave) dem Test.

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Prof. Dr. Christian Pätz
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Die dabei gemessenen Wirkleistungen variierten sehr stark zwischen den verschiedenen Marken. Der sparsamste Stecker verbrauchte gerade einmal 0,3 Watt, während der gierigste dagegen fast 1,3 Watt für sich beanspruchte. Doch selbst das klingt erst einmal nicht nach viel. Die neue Ökodesign-Richtlinie schreibt jedoch seit 7. Januar 2013 vor, dass elektrische Verbraucher im Standby-Modus maximal 0,5 Watt (ohne Statusanzeige) oder 1 Watt (mit Statusanzeige) verbrauchen dürfen. Die meisten Geräte haben jedoch immer noch einen weit höheren Verbrauch, sodass ein Zwischenstecker weiterhin sinnvoll ist. Trotzdem: Mit den von uns gemessenen Werten lägen die Stromsparer selbst nur knapp innerhalb der von der Politik angedachten Grenzen.

Noch deutlicher wird das Ganze mit einer Beispielrechnung: Geht man für den Standby-Verbrauch eines Geräts wie etwa eines Fernsehers von 5 Watt aus, dann würde das Abschalten über Nacht (acht Stunden) 40 Wh einsparen. Der Zwischenstecker, der den ganzen Tag zwischen Anschluss und Gerät aktiv ist, verbraucht dagegen ein Watt, allerdings über 24 Stunden (= 24 Wh). In diesem Szenario verbraucht der Zwischenstecker also über die Hälfte des eingesparten Stroms wieder selbst.

Mysteriöser Verbrauch

Bei den Messungen machten wir außerdem eine kuriose Entdeckung: Bei einigen Steckern war der Verbrauch im ausgeschalteten Zustand sogar höher als im eingeschalteten, obwohl das Gegenteil logischer wäre. Die Ursache fand sich in den Netzteilschaltungen.

Alle Geräte verwenden eine von zwei Lösungen: Entweder regelt ein spezieller Schaltkreis der Firma ST Microelectronics die Spannung auf 9 Volt für das Schalt-Relais und später ein weiterer Regler auf 3,3 Volt für den Microcontroller herunter. Oder die Netzspannung wird über eine klassische Z-Dioden-Schaltung auf die Schaltspannung des Relais heruntergeregelt, um anschließend über einen Gleichspannungsregler oder Transistor auf die 3,3 Volt für die Steuerelektronik zu kommen.

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Die Wirkleistung verschiedener Zwischenstecker weicht stark voneinander ab. Auch zwischen Ein und Aus- Zustand variieren die Werte teils deutlich.
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Geräte, die mit einer preiswerten Z-Dioden-Schaltung ausgestattet waren, erzeugten eine höhere Blindleistung. Sie verbrauchten also mehr Strom, als sie eigentlich benötigten - im ausgeschalteten Zustand besonders viel.

Die Z-Dioden-Schaltung ist zwar deutlich preiswerter für den Hersteller, erfordert aber ein genaueres Design und genaue Kenntnisse der geforderten Leistung der Steuerelektronik des jeweiligen Geräts. Sonst entsteht eine überflüssige Blindleistung. Weiterhin werden bei dieser Schaltung erhebliche Oberwellen erzeugt.

Fazit

Insgesamt helfen intelligente Zwischenstecker auf jeden Fall dabei, unnötigen Standby-Betrieb und damit Stromverschwendung zu vermeiden. Da sie dabei jedoch selbst auch Energie verbrauchen, reduziert sich dadurch auch die Einsparung, die erzielt wird. Daher sollte man Geräte mit hohem Standby-Verbrauch möglichst lange deaktivieren, damit sich die Anschaffung der Stecker auch lohnt. Deren Hersteller können allerdings auch einigesdafür tun, damit die Stromsparer selbst noch weniger verbrauchen, etwa durch das Verwenden intelligenter Netzteilschaltungen. In diesem Bereich sollten die Firmen ausnahmsweise nicht sparen.

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