Vergleichstest
Gateways in der Praxis
Wer Funksteckdosen zu schätzen gelernt hat, wünscht sich bald mehr. Hier hilft ein Funk-Gateway zum PC oder ins Heimnetz, das möglichst universell auch Komponenten anderer Hersteller bedient. In unserem Test mussten verschiedene Gateways zeigen, ob sie diesem Anspruch gerecht werden können.
Funksteckdosen finden sich längst in jedem Baumarkt, gelegentlich sogar beim Discounter. So gab es neulich gleich bei drei Supermarktketten für je 15,99 Euro ein Set aus vier Steckdosen und einem Handsender. Das genügt schon, um bequem von der Couch die Stehlampe oder den Zimmerspringbrunnen zu schalten. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, sehnt sich schnell nach mehr.
Zum Glück gibt es inzwischen Gateways zur Heimautomatisierung. Sie enthalten einen Funksender zur Ansteuerung von Steckdosen und ähnlichen Geräten und meist auch den dazu passenden Funkempfänger. Per USB oder Netzwerk kommunizieren sie mit einem PC oder einem Router. Daraus lässt sich eine Timer-Steuerung zur Anwesenheitssimulation ebenso realisieren wie eine bequeme Bedienung per Smartphone oder Tablet.
Zu Beginn dieses Tests dachten wir, dass solche intelligenten Gateways inzwischen universell nutzbar sind, also auch die unterschiedlichsten Funksteckdosensysteme ansteuern können. Bald zeichnete sich aber ab, dass dies aufgrund mangelnder Kompatibilität noch ein Wunschtraum ist - doch Besserung ist in Sicht.
SteckerChecker steuert LAN-Gateway
Einen pfiffigen Einstieg in die Gateway-Welt verspricht die App SteckerChecker der Atrada Trading Network AG. Das Programm für Android- und Apple-Smartphones und -Tablets ist kompatibel zu drei LAN-Gateways von Intertechno (ITGW-433), Brennenstuhl (Brematic GWY 433) und HMB-TEC (HCGW-433). Schaltbar sind darüber Steckdosen und Aktoren, die bei 433,92 MHz funken. Sogar die erwähnten Discounter-Steckdosen sind kompatibel und HomeEasy-Aktoren von ELRO lassen sich ebenso einbuchen. Das Gateway allein gibt es beispielsweise bei Intertechno für 69 Euro oder im Set mit zwei Steckdosen für 89 Euro.
Diese Gateways funktionieren derzeit aber nur mit der SteckerChecker-App und müssen mit dem WLAN-Router per Netzwerkkabel verbunden sein. In der App lassen sich sehr einfach neue Aktoren einbuchen, indem man den Hersteller selektiert und dann das entsprechende Modell des Aktors auswählt. Je nach Aktor erscheinen interaktive Hinweise zum Einlernen oder zur Einstellung der Codierschalter. Anschließend kann man einzelne oder alle Aktoren per Touchscreen schalten.
Allerdings hat die App bis dato keine Zeitschaltuhr-Funktion und es lassen sich auch nur zwei Aktoren anlernen. Wer mehr Aktoren schalten möchte, muss die Premium-Version im Google Play Store für 5 Euro oder im Apple App-Store für 5,50 Euro erwerben. Um unterwegs das Licht im Heim zu schalten, braucht man zusätzlich im WLAN ein ständig aktives Smartphone und muss ein Remote Access-Abo für monatlich 0,79 Euro buchen.
Preiswert: USB-Stick von ELRO
Das ELRO-Funkschaltsystem HomeEasy bietet einen erfreulich preiswerten Einstieg in die Automatisierung. Bei ELV bekommt man etwa für nur 21,90 Euro den PC-USB-Dongle HE853. Er schaltet Funkaktoren mit Einlerntaste, die bei einer Frequenz von 433,92 MHz arbeiten - wie auch die Steckdosen des vorher vorgestellten Sets von Intertechno. Die passende PC-Software gibt es auf der Homepage von ELRO gratis dazu. Damit lassen sich Steckdosen oder Dimmer einzeln schalten und regeln. Ebenso sind alle Aktoren auch gemeinsam schaltbar. Die Schaltvorgänge finden im 1,5-Sekunden-Takt statt.
Im Profilmodus lassen sich mehrere Steckdosen und Dimmer mit unterschiedlicher Helligkeit zu einem Szenario zusammenfassen. Schließlich gibt es einen Automatikmodus mit Zeitsteuerung. Dabei kann für jeden Aktor festgelegt werden, wann er an einem oder mehreren Wochentagen geschaltet oder mit individueller Helligkeit gedimmt werden soll.
Die Zahl der Zeitprogramme scheint grenzenlos zu sein, allerdings sollte man nicht zu viele Schaltpunkte gleichzeitig setzen. Sie werden dann zwar nacheinander abgearbeitet, aber im Test gingen manchmal bei Reihen-Aktionen Schaltbefehle verloren. Schade ist auch, dass der USB-Dongle kaum Intelligenz an Bord hat. Er arbeitet nur an einem eingeschalteten PC, wenn das USB-Controller-Programm läuft. Schön wäre, wenn es ein Linux-Programm für den Stick etwa an einem Raspberry-Mini-PC gäbe.
Besser vernetzt im 868-MHz-Bereich
Die eben vorgestellten Einsteiger-Funkschaltsysteme arbeiten bei 433,92 MHz im ISM-Frequenzband (Industrial, Scientific and Medical Band), das von verschiedenen Systemen genutzt wird, etwa von medizinischen Geräten, Babyphones oder Walkie-Talkies. Außerdem dürfen lizenzierte Funkamateure in diesem Bereich mit sehr hoher Leistung funken. Hochwertigere Funkschaltsysteme verwenden daher Funkkanäle bei 868 MHz, die generell nur mit sehr geringer Sendeleistung und immer nur für kurze Zeit genutzt werden dürfen.
Ein gutes Beispiel für so ein System ist iComfort von REV Ritter, das sogar bidirektional arbeitet, also Rückmeldungen vom Aktor erhält. Für den Einstieg gibt es von REV das iComfort-Starter-Set. Zum Preis von 100 Euro erhält man zwei Funksteckdosen und ein LAN-Gateway. Zur Fernbedienung per Smartphone oder Tablet dient die kostenlos erhältliche iComfort-App.
Anders als bei SteckerChecker kann man von Anfang an beliebig viele Steckdosen und Unterputz-Aktoren einlernen. Zudem lassen sich am Smartphone sehr einfach Gruppenschaltungen (Szenarien) konfigurieren und bis zu 32 Schaltzeiten für einzelne Aktoren individuell festlegen. Für jede Schaltzeit können ein oder mehrere Tage selektiert werden. Sehr schön ist auch, dass man in der App sehen kann, welche Aktoren derzeit ein- oder ausgeschaltet sind - egal, ob sie über einen Funktaster oder manuell direkt an der Steckdose geschaltet wurden.
Schließlich ist auch noch der Fernzugriff kostenlos möglich, sofern man eine FRITZ!Box oder einen anderen Router hat, auf dem man einen VPN-Tunnel einrichten kann. Eine Installationsanweisung für FRITZ!Boxen kann man auf der iComfort-Website herunterladen. Leider unterstützt iComfort keine anderen Hersteller.
Eine Brücke zu HomeMatic schlagen
Das auf 868,35 MHz arbeitende FS20-Funkschaltsystem ist sehr umfassend. Allein im ELV-Katalog füllt es mehr als 30 Katalogseiten mit Komponenten vom Regensensor, über diverse Hutschienen-Aktoren für den Sicherungskasten bis zu Funksensoren zum Auslesen mechanischer Strom- bzw. Gaszähler. Auch Conrad und Völkner haben FS20 im Sortiment. Wer Funksteckdosen und ähnliche Geräte zeitgesteuert betreiben will, kann dies für nur 40 Euro mit der batteriebetriebenen Schaltuhr FS20 ZSU realisieren. Für komplexere Automatisierungen gibt es das LAN-Gateway FHZ 2000, das einerseits als Brücke zum HomeMatic-Automatisierungssystem von eQ-3 gedacht ist und andererseits auch eigenständig als FS20-Funk-Haussteuerung einsetzbar ist.
Wer keine HomeMatic-Komponenten betreibt, sondern nur FS20-Komponenten oder Funk-Raumthermostate der Familien FHT80b und HMS100, kann die für 100 Euro gelistete FHZ 2000 als kompakte Heimnetzwerk-Zentrale nutzen. Allerdings ist damit eine Fernbedienung per Smartphone nicht möglich. Zudem muss die zum Lieferumfang gehörende Software "Homeputer Standard" ständig auf einem PC laufen und dem FHZ 2000 den Betrieb einer HomeMatic-Zentrale vorspielen. Fürs Einrichten ist etwas Erfahrung im Umgang mit PC-Software und Netzwerk-Technik erforderlich.
Wer auf den ständigen Betrieb des PC als Zentrale verzichten möchte, kann stattdessen die HomeMatic-Zentrale CCU1 oder CCU2 nutzen. Hierzu ist allerdings die spezielle Software "Homeputer CL Studio" zum Preis von 200 Euro erforderlich. Mithilfe dieses Programms können sowohl HomeMatic- als auch FS20-Aktoren gemeinsam im Mischbetrieb eingesetzt und auch per Smartphone bedient werden.
Auf dem Weg zum Universal-Gateway
Das Gateway-Konzept Homee präsentiert sich auf der Website www.hom.ee bereits als äußerst flexibles Produkt zur Kommunikation "über nahezu jedes internetfähige Gerät". Das hier getestete erste Homee-Gateway ist aber noch nicht richtig universell. Es besteht aus einem USB-Kabel, einem 2-Port-Mini-USB-Hub mit microSDCard-Reader, einer darin steckenden 4-GB-microSDHC-Karte und einem USB-Stick mit Z-Wave-Gebäudefunktechnik, für die es Sensoren vieler Hersteller gibt. Als Bindeglied zum WLAN und als Plattform für den Funkstick dienen diverse Fritz!Box-DSL-Router, die von der microSD-Karte mit der Software versorgt werden.
Die Installation erwies sich als recht einfach. Zur Gebäudesteuerung gibt es eine App für iPhone und iPad und seit Kurzem eine ebenfalls kostenlose Homee-App für Android. Sie besteht aus den vier Teilbereichen Geräte, Homeegramme, Gruppen und Favoriten.
Im Homeegramme-Block können Szenen angelegt werden. So lassen sich an einzelnen oder allen Wochentagen zu einer wählbaren Uhrzeit oder durch einen anderen "Auslöser" ein oder mehrere Aktoren steuern.
Voraussichtlich bereits zum Jahreswechsel wird es ein neues Homee-Gateway-System aus mehreren übereinander steckbaren Würfeln und mit einer für Entwickler und Anwender offenen Schnittstelle geben. Im Basiswürfel steckt der Gateway-Rechner samt WLAN-Interface und darüber sind dann ein oder mehrere Funkwürfel aufsteckbar. Den Anfang machen Würfel für die Standards Z-Wave, EnOcean und ZigBee. Später sollen weitere Funksysteme folgen - vielleicht auch für Home-Matic und FS20.
Die Basiseinheit soll mit einem Funkwürfel 160 Euro kosten. Der Basiswürfel wird aber nicht nur die Gebäudeautomatisierung unterstützen. So soll er auch einen Ausgang für Aktiv-Lautsprecher haben, um als Mediaplayer Musikdateien aus dem Netzwerk wiederzugeben, AirPlay von Apple zu unterstützen oder in Abhängigkeit von Heimanwendungen per Text-to-Speech-Funktion Warnansagen ausgeben zu können
High-End-Gateway ZE-DSL
Bereits Homee bietet einen hohen Tablet-Komfort. Noch raffinierter wird es, wenn man eine moderne Heimzentrale als Gateway nutzt. Ein tolles Beispiel ist die Zentraleinheit ZE-DSL von Telefunken Smart Building in Verbindung mit der Joonior-App. Während Homee aktuell per Z-Wave funkt, setzt Telefunken auf den Standard EnOcean. Für ihn gibt es sogar batterielose Sensoren und Schalter unterschiedlicher Anbieter.
Die wahlweise für iOS oder Android verfügbare Joonior-App stellt die Sensoren und Aktoren in einer mediaplayer-ähnlichen Übersicht dar, die man per Fingerwischer durchblättert. Die Albumblätter beinhalten oben den Raumnamen und darunter wichtige Raumparameter wie Temperatur, Feuchtigkeit oder Helligkeit. Tippt man darauf, erscheinen alle Funk-Komponenten des Raumes. Für detaillierte Infos ruft man per Fingertipp etwa den Temperatur- oder Helligkeitsverlauf ab. Die Zeitleiste lässt sich verschieben und mit zwei Fingern spreizen.
Auch neue Komponenten sind schnell eingelernt. Zudem sind Szenen aus mehreren Auslösern (Sensoren, Taster, Uhrzeit, etc.) und Zielzuständen (Aktoren) definierbar. Die Joonior-App kostet 15 Euro und der für ein Jahr kostenlose Fernzugriff schlägt danach mit 29 Euro pro Jahr zu Buche.
Funkaktoren und Funksensoren bringen Komfort ins Heim - völlig ohne Kabelsalat. Und richtig komfortabel könnte es werden, wenn sich alles per Tablet schön einfach bedienen lässt. Allerdings gibt es unterschiedlichste Funkstandards, die nicht zueinander kompatibel sind. Schließlich sollte noch bedacht werden, dass nicht nur das Gateway ständig Strom braucht. Jeder Funkaktor benötigt ca. 0,5 Watt und viele Sensoren oder Taster brauchen hin und wieder frische Batterien. So kommen in einer großen Wohnung schnell 50 oder mehr Euro pro Jahr an Energiekosten zusammen.
Peter Pernstein, Freier Fachjournalis.
Mit ähnlichem Komfort ist die kostenlose PC-Software Joonior Dashboard nutzbar. Das Dashboard funktioniert auf PCs und Apple-Tablets, muss aber mit der zur Zentraleinheit gehörenden PC-Software Joonior Suite erstellt werden. In der Suite lassen sich komplexe Szenen definieren und Dashboard-Diagramme konfigurieren. Allerdings erfordert die Bedienung und Programmierung etwas Erfahrung und ist eigentlich für geschulte Fachinstallateure gedacht.
Keine PC-Erfahrung benötigt man bei der direkten Bedienung der ZE-DSL. Die schicke Zentrale hat in der Mitte ein 70 mm x 53 mm großes Farb-TFT-Display mit 320 x 240 Pixeln und darunter vier Softkey-Tasten. Sobald man eine Taste drückt, erwacht das Display. In verschiedensten Menüs sind Aktoren einzelner Räume oder vorher definierte Szenen selektier- und schaltbar. Auch die aktuelle Leistungsaufnahme und der aufsummierte Energieverbrauch einer Funksteckdose lassen sich anzeigen - ebenso die Temperatur und Feuchtigkeit eines Klimasensors.
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