NAS-Test

Netzwerkfestplatten im Vergleichstest

14.8.2011 von Günter Pichl

Eine Netzwerkfestplatte ist eine kluge Lösung, um Daten überall nutzen zu können. Im NAS-Vergleichstest treten sechs Modelle aus der gehobenen Mittelklasse an.

ca. 6:15 Min
Vergleich
NAS-Test: Netzwerkfestplatten im Vergleich.
NAS-Test: Netzwerkfestplatten im Vergleich.
© Hersteller / Archiv

NAS-Test: Wir haben sechs aktuelle Netzwerkfestplatten im Vergleich. Die Zeiten, in denen Daten auf einer lokalen Festplatte ihr Dasein fristen mussten, sind längst vorbei. In der Ära der Vernetzung will man möglichst von überall auf seine Daten zugreifen. Damit sind Dokumente, Bilder und die Musik bzw. Filmsammlung stets in Reichweite. Dabei ist es egal, ob der Zugriff per Computer, Media-Client oder TV-Gerät per DNLA erfolgt. Der Datenvorrat sollte nach Möglichkeit jederzeit verfügbar sein; es wäre lästig, jedes Mal den Daten-Server zu starten.


Die Testkandidaten

Buffalo LinkStation Pro Quad www.buffalo-technology.de Iomega StoreCenter ix4-200d www.iomega.de Netgear ReadyNAS Ultra 4 Plus www.netgear.de QNAP TurboNAS TS-239 Pro II+ www.qnap.de Synology DiskStation DS710+ www.synology.de Thecus N4200Pro www.thecus.eu

Der Standby-Betrieb wirft jedoch die Frage nach dem Energieverbrauch auf. Handelsübliche NAS-Systeme (Network Attached Storage) sind im Gegensatz zu herkömmlichen Servern für den Heimbereich mit weitaus weniger leistungsfähiger Hardware ausgestattet. Dazu ist das Betriebssystem auf das Notwendige reduziert. Das spart Hardware-Ressourcen, Strom und Kosten. Die gesamte für den Betrieb erforderliche Software ist bereits integriert. Die vergleichsweise simple Administration erfolgt per Browser über einen Rechner im Netzwerk. Entsprechend kommt das NAS ohne Maus, Tastatur und Monitor aus.

Für diesen Test gingen sechs NAS-Systeme der gehobenen Mittelklasse an den Start. Die Preisobergrenze sollte bei 500 Euro ohne Datenträger liegen. Jedem Hersteller wurden weitere 80 Euro pro Terabyte Plattenkapazität zugebilligt, da einige Anbieter die Geräte mit eingebauten Festplatten liefern. Dazu gehören Buffalo und Iomega. Die Testkandiaten ohne Laufwerksbestückung kamen von Thecus, Netgear, QNAP und Synology. Während die Prüflinge von Thecus und Netgear vier (leere) Laufwerkseinschübe zu bieten haben, passen in die Testgeräte von QNAP und Synology nur zwei Datenträger.

Für den Praxistest mit den unbestückten Systemen standen sechs 2-TByte-Festplatten vom Typ Seagate Constellation ES zur Verfügung. Die beiden Modelle mit zwei Einschüben wurden im RAID-1-Modus betrieben. Dieser garantiert mit gespiegelten Platten auch beim Ausfall eines Laufwerks die Datensicherheit. Der RAID-Verbund stellte nur eine geringe zusätzliche Belastung für die Hardware dar. Die übrigen NAS-Geräte mit vier Einschüben bekamen eine RAID-5-Konfiguration. Dabei werden Daten auf mindestens drei Massenspeicher gespiegelt.

Von RAID-0 ist bei NAS-Systemen abzuraten. Bei diesem Verfahren beschreibt das System mindestens zwei gleich große Platten abwechselnd, um vom mehrfachen (d.h. zusammengezählten) Speicherplatz sowie vom erhöhten Datendurchsatz zu profitieren. Den theoretischen Performance-Gewinn können schwächere NAS-Systeme wegen mangelnder Rechenleistung nicht nutzen. Schnellere NAS-Systeme stoßen auch ohne RAID-0-Beschleunigung an die Grenzen der Geschwindigkeit in einem Gigabit-Ethernet-Netzwerk.

NAS-Test: Performance und Hardware

Die im Vergleich zu PCs und Servern teils deutlich geringere Rechenleistung machte sich im Test nicht nur im Hinblick auf den Stromverbrauch bemerkbar. Am unteren Ende der Leistungsskala rangieren die Geräte mit Prozessoren auf ARM-Basis. Sie begnügen sich ohne Peripherie und Platten mit ein paar Watt. Allerdings gelangen die Stromsparwunder auch recht schnell an ihre Grenzen, wenn es um maximale Übertragungsleistung geht: Bestenfalls 70 MByte/s wollten beim Test übers Kabel. Bei zusätzlicher Arbeit in Form eines RAID-5, -6 oder -10 sinkt die reale Datenübertragungsrate nochmals gehörig ab.

Für die Leistungstests kam Intels Performance Toolkit zum Einsatz, um verschiedene Übertragungsszenarien zu simulieren. Zudem wanderte ein 50 GByte großer Dateimix auf die Testgeräte: Er bestand aus kleinen Dokumenten, Fotos, MP3-Musik und HD-Videos. Die Buffalo LinkStation Pro Quad ist trotz moderner Hardware kein Geschwindigkeitswunder. Sie ist kaum schneller als das Seagate-NAS und macht mit einem teils quälend langsamen Aufbau des Web-Front-Ends negativ von sich reden. Spürbar flotter ging Iomegas StoreCenter zu Werke. Es schaffte im Betrieb beim Schreiben gut 20 MByte/s und beim Lesen sogar etwas über 30 MByte/s.

Deutlich mehr Power bieten NAS-Systeme auf Atom-Basis. Vor allem die Dual-Core-Varianten sorgen für spürbar mehr Betriebsleistung. Allerdings steigt dann der Stromverbrauch merkbar an. So zeigte das Thecus N4200Pro eine sehr gute Performance, die auch in RAID-5-Konfiguration an die Grenze der GBit-Ethernet-Kapazität schrammte. Dafür ist das NAS mit 50 Watt Verbrauch kein Kostverächter. Allerdings bezieht sich diese Leistung auf eine Bestückung mit vier schnellen Seagate-Constellation-ESPlatten, von denen jede schon im Leerlauf rund 6,5 Watt konsumiert. Solange der Netzwerkspeicher seine eingebauten Festplatten nicht ruhen lässt, entfallen also bereits 26 Watt nur auf die Datenträger.

Die Übertragungsleistung ist vom Einsatz abhängig. Will man ausschließlich Musik hören sowie Bilder und Videos betrachten, macht es in der Praxis kaum einen Unterschied, ob das NAS Daten mit 15, 30 oder gar 100 MByte/s liefert. Werden jedoch große Datenmengen kopiert, wird die Datenbummelei schnell lästig. Ebenso schwer tun sich langsame Exemplare, wenn mehrere Nutzer gleichzeitig auf die Daten zugreifen.

In puncto Hardware-Ausstattung gibt es innerhalb des Testfeldes deutliche Unterschiede. Vorbildlich ist hier das Thecus-NAS, das neben sechs USB-Anschlüssen noch zwei eSATA-Ports bietet. Damit ist es nochmals erheblich erweiterbar. Fast ebenso umfangreich ausgestattet ist das QNAP TurboNAS, das nur über einen USB-Port weniger verfügt. Magerkost bei LAN-Schnittstellen bieten Synology und Buffalo. Alle anderen Geräte verfügen über zwei GBit-Ethernet-Anschlüsse. Durch Link Aggregation lassen sich diese bündeln, was beim gleichzeitigen Zugriff mehrerer Nutzer Geschwindigkeitsvorteile bringen kann.

Praktisch ist ein Display für die Anzeige des NAS-Zustands. So erhält man Informationen wie den Server-Namen und die IP-Adresse, was bei der Einrichtung hilft. Iomega, Netgear, Seagate und Thecus bieten diesen Luxus. Im NAS von Netgear befinden sich keine Bedientasten zur Abfrage des Displays. Es ist das einzige Gerät im Test mit integriertem Netzteil. Alle anderen werden mit externen Netzteilen geliefert.

NAS-Test: Oberfläche und Funktionalität

Alle sechs getesteten Geräte werden wie bei NAS üblich per Browser bedient. Es reicht die Eingabe des Server-Namens bzw. der IP-Adresse in der Adresszeile eines Browsers, und schon kann es losgehen. Im Vergleich zu üblichen Server-Betriebssystemen ist die Administration eines NAS recht simpel. Dennoch gibt es im Testfeld deutliche Unterschiede.

Bei Buffalo ist die Oberfläche zu langsam und hakelig und kaum intuitiv gegliedert. Trotz magerer CPU-Power kann Seagate das wesentlich besser: Die Menüs sind trotz des großen Funktionsumfangs übersichtlich und klar gegliedert. Ebenso gut gefallen hat uns die Browser-Oberfläche von Synology. QNAP und Iomega haben sich offensichtlich viele Gedanken über eine intuitive Benutzerführung gemacht. Das Thecus-NAS fällt dagegen leicht ab. Benutzerrechte und Freigaben erschließen sich nicht sofort. Zudem müssen manche Funktionen wie DLNA per Plugin installiert werden. Das Netgear-Modell ist leicht zu bedienen, es schwächelt aber bei der Benutzer- und Rechteverwaltung.

Bis auf das etwas rudimentäre Buffalo-NAS überhäufen alle Geräte den Benutzer mit unzähligen Zusatzfunktionen. Zum guten Ton gehören inzwischen ein Webserver, Backup-Funktionen, DLNA sowie FTP. Daneben bietet fast jedes Gerät eine unüberschaubare Anzahl von Funktionen zum Energiesparen, Dateiauslagerung ins Internet, Transcodieren von Multimedia- Dateien, Drucken oder den Anschluss von Webcams. Viele Funktionen sind nicht von Anfang an verfügbar. Sie lassen sich per Plugin/Modul nachinstallieren.

Erfreulicherweise kamen alle Geräte mit den grundlegenden Funktionen wie Netzwerk-Freigaben, FTP- und Web-Server-Funktion sowie der Bereitstellung von Multimedia-Daten via DLNA zurecht.

NAS-Test: Fazit

Dürfte man sich das ideale Gerät aus den Kandidaten zusammenbasteln, würde es den Stromverbrauch des Iomega-, die Bedienung des QNAP-, die Leistung des Synology- sowie die Ausstattung des Thecus- NAS auf sich vereinen. So aber gewinnt das Thecus-Modell hauchdünn, das auch bei der Preis-Leistungs-Wertung ganz vorn liegt. Ein flottes 4-Bay-NAS mit allem Drum und Dran für knapp 500 Euro ist für all jene, die nicht in die Tiefen der Server-Administration einsteigen wollen, ein verlockendes Angebot.

QNAP TurboNAS kommt ebenso hauchdünn auf Platz zwei. Es überzeugt mit guter Leistung, reichlicher Ausstattung und der besten Benutzerführung. Eine gute Wahl ist auch die Synology DiskStation. Sie punket mit flottem Tempo und guter Bedienbarkeit. Marktführer Netgear konnte da nicht ganz mithalten. Trotz schneller Hardware erreichte das ReadyNAS nicht die Performance-Werte der anderen Atom-Geräte. Zudem zeigte es ein paar Schwächen bei der Benutzer- und Rechteverwaltung.

Iomegas StoreCenter zog sich achtbar aus der Affäre. Die Übertragungsleistung lag noch auf erträglichem Niveau, Bedienung und Ausstattung ließen keine Wünsche offen. Von den 8 TByte an Bord sind 5,4 TByte im empfehlenswerten RAID-5-Betrieb nutzbar. Das Buffalo-NAS konnte in keiner Disziplin wirklich überzeugen und belegt daher den letzten Platz. Die folgenden Tabellen zeigen die Testergebnisse noch einmal im Detail.

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